Wir rechnen für 2021 mit einem Wachstum von fast 4 %, was den US-Output bis Ende des Jahres wieder grob auf sein Vorkrisenniveau bringen würde. Angesichts eines Trendwachstums von knapp 2 % pro Jahr ist per saldo eine Stagnation über 24 Monate aber ein schwaches Ergebnis. Die Arbeitslosenquote wird Ende 2021 voraussichtlich noch immer etwa zwei Prozentpunkte höher liegen als im Februar 2020.
Der IWF schätzt den Fiskalimpuls 2020 auf über acht Prozentpunkte am BIP, verglichen mit gut zwei Prozentpunkten in der Finanzkrise 2009. Viele Haushalte hatten mit Hilfe von Uncle Sam im Frühjahr 2020 sogar mehr Geld in der Tasche als vor der Krise.
Der Gipfel der staatlichen Impulse für die US-Wirtschaft dürfte bereits erreicht oder überschritten sein. Zwar hat der voraussichtlich nächste US-Präsident, der Demokrat Joe Biden, umfangreiche kurz- und mittelfristige Ausgabepläne im Gepäck. Ohne eine Mehrheit im Senat wird es ihm aber schwerfallen, diese in vollem Umfang umzusetzen. Zunächst steht sowieso primär die Bekämpfung der Pandemie auf der Agenda.
Der zukünftige Handlungsspielraum in der Fiskalpolitik ist beschränkt. Laut dem überparteilichen Congressional Budget Office (CBO) hat der Schuldenstand des Bundes bereits 2020 durch die Pandemie-Notmaßnahmen den vorherigen Rekordwert kurz nach dem Zweiten Weltkrieg (rund 106 % am BIP) fast erreicht. Unter den Annahmen der CBO-Basisprojektion (insbesondere unveränderte Steuer- und Ausgabenregelungen) würde dieser Wert in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Vor allem durch den demografischen Wandel droht dann ein beschleunigter Aufwärtstrend, der – wenn nicht stabilisierend eingegriffen wird – den Schuldenstand bis 2040 auf fast 150 % des BIP steigen lassen würde.
So weit wird es wohl nicht kommen. Aber diese Zahlen unterstreichen, dass sich die Schuldenlage selbst ohne zusätzliche Steuersenkungen oder Ausgabenprogramme verschlechtern würde. Für 2021 ist mit einem weiteren Konjunkturpaket zu rechnen. Im Gegensatz zur EU sind die stimulierenden Maßnahmen in den USA noch hauptsächlich kurzfristig ausgerichtet. Dennoch sollte die Finanzpolitik 2021 von einem konjunkturellen Rücken- zu einem Gegenwind werden. Die Dynamik der Erholung dürfte in diesem äußerst ungewöhnlichen Zyklus jedoch kräftig genug sein, um dies vertragen zu können.
„Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann – fragt, was ihr für euer Land tun könnt.“
John. F. Kennedy (1917 – 1963)
Die Notenbank hat in der Krise die Finanzmärkte und die Kreditvergabe stabilisiert und ist dabei aus unserer Sicht sogar über das hinausgeschossen, was angemessen war. Vor dem Hintergrund der Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie und der noch immer sehr hohen Arbeitslosigkeit mist ein baldiger Kurswechsel aber unwahrscheinlich.
Die Teuerung wird für die Fed kurzfristig kaum zu einem Problem werden. Wir gehen zwar davon aus, dass die Gesamtinflation 2021 auf über 3 % anziehen wird. Dabei wird allerdings der unterstellte Anstieg des Rohölpreises um gut 50 % bis Ende 2021 eine wichtige Rolle spielen. Die Kernrate ohne Energie und Nahrungsmittel dürfte ebenfalls höher ausfallen. Sie wird sich aber wohl in einer Größenordnung bewegen, mit der die Fed leben kann – zumal sie im Rahmen ihrer Strategiereform die Preisniveaustabilität nun offenbar geringer gewichtet als das Ziel der Vollbeschäftigung. Angesichts der erwarteten konjunkturellen Erholung und der dennoch auf absehbare Zeit bei null verharrenden Leitzinsen sollte die Tragfähigkeit der Staatsschulden in den USA 2021 kein großes Thema sein. Die Fed dürfte ihre Notmaßnahmen daher im Jahresverlauf auslaufen lassen.
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