In Frankreich dürfte der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts 2020 mit schätzungsweise 8,7 % etwas stärker ausfallen als in der Eurozone. Grund hierfür war der lange und harte Lockdown im Frühjahr. Der Konsum hat im Hexagon traditionell eine höhere Bedeutung als beispielsweise in Deutschland. Sein Anteil inklusive der öffentlichen Ausgaben liegt bei fast 77 % des BIP, und damit vier Prozentpunkte höher als hierzulande. Der erneute Anstieg der Corona-Fallzahlen belastet nun das Verbrauchervertrauen. Die erneut von der Regierung beschlossenen Ausgangssperren zur Eindämmung der Pandemie werden zu einem Rückschlag des begonnenen Konsumaufschwungs führen. Die Ausgaben der privaten Haushalte dürften im Gesamtjahr 2020 um 7 % einbrechen. 2021 ist eine ähnlich starke Gegenbewegung zu erwarten.
Der stärkere Wirtschaftseinbruch erklärt sich auch damit, dass die öffentlichen Konsumausgaben in Frankreich im ersten Halbjahr 2020 stark gesunken sind, während sie in Deutschland zulegten. In diesem Segment hat ebenfalls eine Gegenbewegung begonnen, die sich 2021 fortsetzen dürfte. Zudem versucht die französische Regierung, mit einem Konjunkturprogramm in Höhe von 100 Mrd. Euro die Wirtschaft anzukurbeln. Es enthält die Senkung gewinnunabhängiger Unternehmenssteuern in einer Größenordnung von 20 Mrd. Euro. Zusätzlich werden die Digitalisierung sowie der ökologische Umbau mit Investitionen in den Schienenverkehr, in erneuerbare Energien und in die Wärmeisolierung von Gebäuden gefördert. Die Maßnahmen werden ab 2021 zu mehr Investitionen in Ausrüstungen und Bauten führen.
Die Importe dürften 2021 stärker zulegen als die Exporte, zumal die Binnennachfrage stimuliert wird und der stärkere Euro belastet. Damit bremst der Außenhandel erneut. Insgesamt dürfte die französische Volkswirtschaft um 8 % zulegen.
Auf der Schattenseite der Corona-Maßnahmen stehen die öffentlichen Finanzen – trotz der knapp 40 Mrd. Euro, die Frankreich aus dem EU-Aufbauplan erwartet. Nicht nur, dass das öffentliche Defizit 2020 von 3% auf schätzungsweise 11% des BIP hochschnellen wird. Auch klettert die Staatsverschuldung, die 2019 bereits 98% betrug, auf etwa 120% des BIP. Hieran wird sich auch 2021 nichts Wesentliches ändern. Sollte jemals ernsthaft versucht werden, die Quoten zurückzuführen, würde dies einen Verzicht auf Stimulierung bedeuten.
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