Obwohl in der zweiten Jahreshälfte 2020 eine wirtschaftliche Erholung einsetzte, wirkt der Pandemie-Schock nach. So dürften 2021 deutlich weniger neue Stellen geschaffen werden als im Vorjahr verloren gingen. Die Arbeitslosigkeit wird zwar sinken, mit etwa 13 % aber immer noch zwei Prozentpunkte höher ausfallen als vor Corona. Für Brasilien ist das dramatisch, da die Wirtschaft, im Gegensatz zu vielen anderen südamerikanischen Ländern, traditionell mehr vom privaten Konsum (64 % des BIP) als von der Außenwirtschaft (etwa ein Drittel des BIP) abhängig ist. Nach einem Wirtschaftseinbruch von 4,5 % wird die Erholung 2021 mit 4,8 % verhalten ausfallen.
Präsident Bolsonaro hat bereits seine Wiederwahl im Oktober 2022 im Blick. Trotz Corona ist es ihm gelungen, seine Popularitätswerte durch Transferzahlungen an arme Bevölkerungsschichten zu verbessern. Auch dürfte sich der Präsident weiterhin als Wohltäter inszenieren und die notwendigen Lockdown-Maßnahmen den Gouverneuren überlassen.
Für Wirtschaftsreformen war 2020 ein verlorenes Jahr. Bolsonaro und sein Wirtschaftsminister Guedes waren noch bei Amtsantritt von der Wirtschaft gefeiert worden. Doch außer einer Rentenreform Ende 2019 blieben große Sprünge bisher aus. Auch für 2021 erwarten wir nur geringe Fortschritte, da der Präsident unmittelbar vor einem Wahljahr unpopuläre Projekte vermeiden wird. Dennoch rechnen wir mit kleineren Erfolgen bei Effizienzverbesserungen im öffentlichen Sektor, Steuervereinfachungen und Privatisierungen.
Haushaltskonsolidierung und Reformen müssen bis zum Ende der Pandemie warten.
Die Konsolidierung der Staatsfinanzen wird 2021 wieder in den Fokus rücken. Wegen des Haushaltsdefizits von 16 % des BIP kratzt die Staatsverschuldung 2020 an der 100 %-Marke. Die hohe Verschuldung war schon vor der Pandemie ein Thema. Die Rentenreform trägt zwar zur Ausgabenreduzierung bei, nun sind aber zusätzliche Anstrengungen nötig. Ein fast ausgeglichener Primärsaldo wie 2019 dürfte erst nach den Wahlen wieder erreicht werden.
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