Herr Grüntker, Verantwortung ist ein großes Wort. Welche Bedeutung hat es für die Helaba?
Verantwortungsbewusstsein für Gesellschaft und Umwelt prägt das Selbstverständnis der Helaba und ist fest in unserer Strategie verankert. Wir begreifen es als unsere Pflicht, nicht nur rechtliche Vorgaben, sondern auch ethische Standards einzuhalten. Bereits 2014 haben wir dies in verbindlichen Nachhaltigkeitsleitsätzen festgeschrieben, an denen wir Geschäftsstrategie, Risikostrategie und unseren Verhaltenskodex ausrichten. Um diese Verpflichtung auch nach außen hin zu dokumentieren, haben wir uns 2017 zu den zehn Prinzipien des UN Global Compact bekannt.
Sie sprechen den Verhaltenskodex an, den die Helaba 2018 veröffentlicht hat. Was war das Ziel?
Unsere Mission ist es, einfach eine gute Bank zu sein. Was so simpel klingt, ist aber eine Aufgabe, die wir täglich erfüllen müssen. Grundsätzlich gehen wir natürlich davon aus, dass jeder in der Helaba nach bestem Wissen und Gewissen handelt. Es ist aber nicht immer so leicht überhaupt zu wissen, was richtig und was falsch ist. Verstöße gegen Recht und Moral – ganz gleich, ob bewusst oder durch Unwissenheit – würden jedoch der Reputation unseres Hauses schaden. Als Kreditinstitut wie als Arbeitgeber. Als konzernweit verbindlicher Orientierungsrahmen sensibilisiert der Kodex deswegen für mögliche Risiken und hilft so jedem Einzelnen, die juristisch und moralisch richtigen Entscheidungen zu treffen.
Was sind die konkreten Inhalte?
Der Verhaltenskodex definiert völlig transparent für die gesamte Öffentlichkeit, wie wir unsere Ziele erreichen und miteinander arbeiten wollen. Deswegen beinhaltet er verbindliche Vorgaben zu Themen, die mit Reputationsrisiken für die Bank verbunden sind – etwa Insiderwissen, Wirtschaftskriminalität oder Datenschutz – und regelt Maßnahmen, die solche Risikosituationen verhindern. Der Kodex erklärt aber auch, was wir unter respektvollem Miteinander gegenüber Beschäftigten, Kunden und Partnern verstehen.
Was für die Helaba und ihre Beschäftigten gilt, gilt aber nicht zwangsläufig für ihre Kunden und Partner...
Das stimmt. Leider besteht grundsätzlich das Risiko, dass von der Helaba finanzierte Unternehmen oder Projekte negative Effekte auf Umwelt oder Gesellschaft haben. Aber: Wir können und wollen dieses Risiko so gering wie möglich halten. Auch dazu haben wir uns mit der Unterzeichnung des UN Global Compact verpflichtet. Ab 2018 haben wir deswegen konzernweit und verbindlich Nachhaltigkeitskriterien in unseren Risikostrategien verankert. Damit schließt die Helaba die wissentliche Finanzierung von Vorhaben aus, die Verletzungen von Arbeitnehmer- oder Menschenrechten, zerstörte Kulturgüter oder schwere Umweltschäden zur Folge haben. Für Bereiche mit erhöhtem Risiko – etwa Kraftwerke, Ölförderung oder den Rüstungssektor – gelten zusätzlich sektorspezifische Leitlinien.
Übrigens hat unsere Tochtergesellschaft Helaba Invest die internationalen PRI-Grundsätze für verantwortungsbewusstes Investment unterzeichnet. Damit verpflichten wir uns auch im Investmentgeschäft und bei der Vermögensanlage dazu, ökologische, soziale und unternehmenskulturelle Faktoren stärker als bisher einzubeziehen.
„Unsere Mission ist es, einfach eine gute Bank zu sein.“
Herbert Hans Grüntker,
ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Helaba
"Nachhaltige Finanzwirtschaft ist der Beitrag der Finanzmärkte zur Wandlung gesellschaftlicher, umweltbeeinflussender und wirtschaftlicher Faktoren, um der Menschheit langfristig das Überleben auf der Erde zu ermöglichen."
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)
Gemeinwohl zu fördern und die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen, ist für uns eine unternehmerische Verpflichtung
Aber könnten diese Ausschlusskriterien nicht dem Kerngeschäft der Helaba schaden?
Als Landesbank steht die Helaba seit jeher für ein wertebasiertes Bankgeschäft, das in enger Partnerschaft mit den Sparkassen Nutzen für die Gesellschaft schafft. Diese Haltung, Zuverlässigkeit und Integrität sind grundlegend für den Erfolg der Helaba – und wir grenzen uns damit auch von Wettbewerbern deutlich ab: Nachhaltigkeit ist konsequent über die zentralen Risikostrategien gesteuert. Damit erreichen wir die höchstmögliche Verbindlichkeit. So ist für jeden nachvollziehbar, welche Geschäfte mit unseren Werten vereinbar sind.
Zudem wollen viele unserer Investoren, Kunden und Partner selbst zunehmend unternehmerische Verantwortung übernehmen, die Nachfrage nach grünen Finanzprodukten wächst. Das heißt: Während wir beispielsweise das Engagement im Bereich Kohlekraftwerke und Kraftwerkskohle zurückfahren, finanzieren wir dafür gezielt Projekte, die einen positiven Einfluss auf die Energiewende haben.
Herr Grüntker, zum Abschluss: Was sind die nächsten Ziele auf der Nachhaltigkeitsagenda?
Intern wollen wir vor allem die Möglichkeiten für unsere Beschäftigten erweitern. Ihre Zufriedenheit ist für eine positive Unternehmenskultur und in Zeiten eines harten Wettbewerbs um die besten Talente entscheidend. Wir möchten, dass sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterentwickeln und auf ein offenes, vertrauensvolles und wertschätzendes Miteinander bauen können.
Wir engagieren uns außerdem in verschiedenen Nachhaltigkeitsinitiativen zum Thema Sustainable Finance, das im letzten Jahr stark an Bedeutung zugenommen hat. Insbesondere im Green & Sustainable Finance Cluster Germany, bei dem die WIBank Gründungsmitglied ist und das wir als Platin-Sponsor unterstützen, sehen wir eine wichtige und wertvolle Initiative, um Konzepte einer nachhaltigen Finanzökonomie am Finanzplatz Frankfurt zu entwickeln.
Wir werden unser Engagement in diese Richtung definitiv ausbauen. Denn auch davon sind wir überzeugt: Um Dinge zum Besseren zu verändern, müssen wir uns vernetzen und im Dialog mit unseren Kunden und Eigentümern tragfähige Lösungen entwickeln. Auch auf diese Weise schärfen wir stetig unser Nachhaltigkeitsprofil und setzen damit weiterhin nach innen und außen deutliche Zeichen, wofür wir als Bank stehen.
Herr Grüntker, vielen Dank für das Gespräch!
Der UN Global Compact ist eine weltweite Initiative für verantwortungsvolle Unternehmensführung auf der Grundlage von zehn universellen Prinzipien mit Fokus auf Menschenrechten, Arbeitsnormen, Umwelt und Korruptionsprävention. Er bildet den Orientierungsrahmen und ist Steuerungsinstrument für die nachhaltige Ausrichtung der Helaba in der Geschäfts- und Risikostrategie sowie im Verhaltenskodex.