Mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von voraussichtlich 4,3 % lässt die schwedische Wirtschaft 2021 die Krise hinter sich. Hohe Energiepreise bremsen 2022 das Wachstum. Mit 3,2 % bleibt es aber oberhalb des Vorkrisenniveaus. Dafür spricht unter anderem der anhaltende Anstieg des Industrievertrauens.
Eine Basis für den Aufschwung bleibt der private Konsum, allerdings belasten die hohen Energiepreise die Kaufkraft. Die Sparquote der privaten Haushalte ist in der Pandemie auf gut 20 % gestiegen, die Arbeitslosenquote geht 2022 zurück. Rund 70 % der Gesamtbevölkerung sind voll geimpft. Eine verschärfte Pandemiebekämpfung ist aus heutiger Sicht nicht zu erwarten. Das Budget sieht u.a. für Investitionen und Steuersenkungen 74 Mrd. SEK (1,4 % des BIP) vor.
Ein Risikofaktor für die Konjunktur bleiben neben hohen Energiepreisen die Lieferschwierigkeiten für verschiedene Materialien und Vorprodukte, die die Erzeugerpreise in die Höhe treiben.
Auch die Preise am Wohnungsmarkt haben ein neues Allzeithoch erreicht und bei den privaten Haushalten zum Anstieg der Verschuldungsquote auf gut 170 % des Einkommens beigetragen (Eurozone: 96 %).
Im Jahresdurchschnitt 2022 wird die Inflation rund 2 % erreichen. Dies ist im langjährigen Vergleich eher hoch, nicht aber im aktuellen internationalen Vergleich. Hauptursache ist die geringere Abhängigkeit Schwedens v.a. vom besonders stark gestiegenen Gaspreis. So bleibt die Teuerung im Zielbereich von 2 % +/- 1 Prozentpunkt.
Bei der Geldpolitik geht die Riksbank erste Schritte in Richtung Normalisierung: Die Nettokäufe von Anleihen laufen zum Jahresende 2021 aus. 2022 dürfte der Leitzins noch auf dem aktuellen Stand von 0 % bleiben, um den Aufschwung nicht zu gefährden. Die derzeit höheren Inflationsraten beurteilt die Notenbank bislang als vorübergehende Entwicklung. Die Währung dürfte im Laufe von 2022 an Wert gewinnen und deutlicher unter der Marke von 10 Kronen je Euro notieren.
Nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Löfven im November 2021 steht die Vorbereitung auf die Parlamentswahl im September 2022 an. Bis dahin muss die Minderheitsregierung aus Sozialdemokraten und Grünen den Übergang von der akuten Notfallbekämpfung auf einen langfristigen Wachstumspfad gestalten.
Die Zuschüsse aus dem EU-Wiederaufbauprogramm in Höhe von knapp 1 % des BIP werden dabei dank der guten Haushaltslage eine geringere Rolle spielen als in einigen anderen Ländern.
„You must do the impossible. Because giving up can never ever be an option.“
Greta Thunberg 2019 vor dem US-Kongress
Zu den Herausforderungen wird international die Einigung auf weitere EU-Taxonomie-Standards gehören. Strittig ist etwa die Einstufung der Kernenergie, zu deren Befürwortern Schweden zählt. Innenpolitisch wird u.a. die Integration von Zuwanderern in den Arbeitsmarkt ein Wahlkampfthema sein.
Zu den großen Themenblöcken zählt aber auch die Suche nach Lösungen für den angespannten Wohnungsmarkt. Nicht nur Greta Thunberg dringt auf die Umsetzung des Unmöglichen.
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