Die italienische Volkswirtschaft hat Fahrt aufgenommen. Nicht nur zuletzt wenige Corona-Fälle und hohe Impfquoten sorgen für Optimismus. Auch der EU-Aufbauplan „NextGenerationEU“, aus dem Italien allein Transfers von 69 Mrd. Euro oder knapp 4 % des Bruttoinlandsprodukts erhält, hebt die Stimmung.
Geschäfts- und Konsumklima der Unternehmen haben Höchststände erreicht. 2021 dürfte das Land seine Wirtschaftsleistung um mehr als 6 % steigern. Auch 2022 wird die Dynamik mit 3,7 % hoch ausfallen.
Ein Gutteil des neuen Erfolges ist der momentan extrem expansiven Fiskalpolitik geschuldet. Damit ist Italien allerdings noch nicht wieder in der Spur. Strukturelle Defizite, die die chronische Wachstums- und Produktivitätsschwäche der vergangenen Jahrzehnte verursacht haben, sind nicht beseitigt.
Hinzu kommen die Herausforderungen des Klimawandels, die die Expertenregierung unter Mario Draghi auf die Agenda gesetzt hat. Sie hat einen Blitzstart hingelegt. Neben den Erfolgen in der Impfkampagne ist die Justizreform, die die langen Verfahren verkürzen soll, weit gediehen. Das nur mit Abstrichen umgesetzte „Konkurrenz-Dekret“ zeigt aber, dass Reformen auf gesellschaftliche und politische Widerstände stoßen. Das Gesetz soll für mehr Wettbewerb bei verschiedenen Dienstleistungen sorgen.
Auch in Italien wird die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in den nächsten Jahren weiter abnehmen. Bereits jetzt fehlt qualifiziertes Personal trotz einer hohen Arbeitslosenquote von aktuell mehr als 9 %. Diesem Effekt kann damit begegnet werden, dass die Produktivität der verbleibenden Beschäftigten steigt und Arbeitssuchende qualifiziert werden.
Hierzu müssen verstärkte Anstrengungen im Bildungs- und Forschungsbereich unternommen werden. Um den Übergang von der Schule in den Arbeitsmarkt zu erleichtern, will die Regierung nun junge Menschen in berufsbildenden Einrichtungen besser fördern. Außerdem soll die traditionell niedrige Erwerbsbeteiligung insbesondere der Frauen erhöht werden. Im Aufbauplan sind deswegen mehr Investitionen für Kinderbetreuung vorgesehen. Zudem soll die Verwaltung effizienter werden.
Die privaten Haushalte profitieren vom Aufschwung. Die Konsumausgaben dürften 2021um 4,5 % gestiegen sein und die Beschäftigung verbessert sich. Allerdings bremst die höhere Inflation bei gleichzeitig nur leicht zunehmenden Tariflöhnen. Der starke Anstieg der Energiepreise dürfte nur allmählich zurückgehen. Die Teuerung dürfte 2022 mit 1,9 % ähnlich hoch liegen wie im Jahr zuvor. Trotzdem wird der private Konsum 2022 mit erneut 4,5 % überdurchschnittlich expandieren, auch weil Steuererleichterungen für die privaten Haushalte beschlossen wurden.
Italien hat bereits begonnen, die EU-Mittel in Bauvorhaben umzusetzen. Die Investitionen im Nicht-Wohnungsbau liegen deutlich über dem Vorkrisenniveau. Auch der Wohnungsbau erholt sich. Die gesamten Bauinvestitionen dürften 2021 um mindestens ein Fünftel zugelegt haben. Das Geschäftsklima des Sektors ist deutlich optimistischer als in anderen Branchen. Das lässt erwarten, dass sich die rege Bautä-tigkeit 2022 und darüber hinaus fortsetzt.
Der Außenhandel hat 2021 einen leicht negativen Wachstumseffekt geliefert und auch für 2022 ist mit keinem positiven Impuls zu rechnen. Hohe Investitionen und ein Aufholen des Konsums stimulieren die Importe.
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