Beginnen wir mit der Zukunft, Herr Gierig: Bis 2018 will die ProSiebenSat.1 Group rund 50 Prozent des Konzernumsatzes außerhalb des TV-Werbegeschäfts erzielen. Wie?
Wir haben eine klare Vision. Das Unternehmen soll in den kommenden Jahren einer der führenden Entertainment- und Commerce-Konzerne mit internationaler Präsenz werden, der TV-Inhalte und digitale Plattformen synergetisch vernetzt. Ziel ist, für unsere eigenen Angebote und die Produkte unserer Werbekunden ein optimales kommerzielles Vermarktungsumfeld zu bieten und alle Vertriebskanäle von TV über Digital bis hin zum Point of Sale zu nutzen. Wir umschreiben diese Strategie mit dem Begriff „Omnichannel“.
Was bedeutet das konkret?
Das heißt, dass wir Unterhaltungsangebote und Themenwelten für Produkte noch stärker vernetzen. Nach wie vor ist werbefinanziertes Fernsehen unser Kerngeschäft. Das TV-Geschäft trägt über 70 Prozent zum operativen Ergebnis bei. Aber bereits seit acht, neun Jahren diversifizieren wir unsere Erlösquellen: Wir nutzen dabei unsere hohe Reichweite im TV und auf digitalen Plattformen, um unser Portfolio um Commerce-Beteiligungen und interessante Geschäftsmodelle zu erweitern. Dazu bewirbt der Konzern diese Produkte über seine TV-Sender und beschleunigt ihr Wachstum über freie Werbezeiten. Nach dem Prinzip „Reichweite trifft Idee“ erschließen wir so neue Marktsegmente – und finanzieren Wachstum. Gute Beispiele dafür sind weg.de, Flaconi oder das Vergleichsportal Verivox. Ein großes Plus dieses Ansatzes: Wir lernen die Interessen und Bedürfnisse von Konsumenten sehr gut kennen – und damit wiederum auch die Kunden unserer eigenen Werbekunden. Wir wissen genau, was beide Seiten wollen, und verknüpfen optimal Produkte und Nutzer.
Das heißt, Sie haben die ideale Position gefunden zwischen klassischem Fernsehen und digitaler Welt?
Ja. ProSiebenSat.1 ist sowohl lineares als auch nicht lineares Entertainment Powerhouse, mit einem angeschlossenen und dynamisch wachsenden Commerce-Geschäft. Beides gehört zusammen, und wir profitieren von den daraus resultierenden Synergien. Reichweite trifft Idee ist damit der erste Medienkonzern, der die Kombination aus linearem TV, Content Production, digitalen Unterhaltungsangeboten und E-Commerce konsequent umsetzt.
Im März 2016 wurde die ProSiebenSat.1 Media SE in den DAX aufgenommen. Wo liegen für Sie als Deputy CFO dabei die größten Herausforderungen?
Wir sind das erste Medienunternehmen im DAX und erfahren eine deutlich höhere Aufmerksamkeit am Kapitalmarkt. Darauf haben wir uns frühzeitig eingestellt. Für das tägliche Geschäft hat sich durch den DAX-Aufstieg allerdings nichts Wesentliches geändert: Unser wichtigstes Ziel ist, in einem dynamischen Wettbewerbsumfeld nachhaltig und profitabel zu wachsen. Wir bewegen uns in einem sich weiter globalisierenden Marktumfeld mit Playern wie Facebook, Google und Amazon. Hier gilt es für ProSiebenSat.1, seine Stärken im Heimatmarkt zu kapitalisieren.
Investoren schätzen das Tempo bei der Weiterentwicklung Ihrer Unternehmensstrategie. Was bedeutet diese Dynamik für eine Bank, die dieses Tempo mitgehen will?
Wir fahren im Corporate Banking ganz bewusst eine primär lokale, paneuropäische Commercial-Banking-Strategie. So werden Sie bei uns unter den kreditgebenden Bankhäusern keine US-amerikanische Investmentbank finden. Unser Ansatz ist der einer langfristig angelegten Zusammenarbeit, trotz aller Marktdynamik. Der angelsächsische Ansatz unterscheidet sich doch deutlich davon, wie wir Banking und langfristige Partnerschaft verstehen. Für uns ist eine partnerschaftliche und vertrauensvolle Beziehung von zentraler Bedeutung. Aber auch Schnelligkeit, Pragmatismus und Ergebnisorientierung. Zum Glück haben wir Partner wie die Helaba, die diese Anforderungen erfüllen.
„Nach dem Prinzip ‚Reichweite trifft Idee‘ erschließen wir neue Marktsegmente – und finanzieren Wachstum.“
Ralf Peter Gierig
Deputy CFO ProSiebenSat.1 Group
Wie sieht Ihr Teamwork mit der Helaba aus?
Die Chemie zwischen den handelnden Personen, aber auch zwischen beiden Häusern insgesamt, stimmt. Wir haben dasselbe Verständnis von Werten, und die gemeinsamen Ziele sind klar definiert. Natürlich ist mir auch wichtig, wie die Bank finanziell aufgestellt ist und ob sie überhaupt in der Lage ist, mit Bilanz oder Risikokapital zur Verfügung zu stehen. Mit der Helaba haben wir einen Partner gefunden, der immer konstruktiv mit uns zusammenarbeitet – und auch in herausfordernden Situationen Lösungen findet. Wir sind daher froh, die Helaba zu unserem engeren Bankenkreis zählen zu können.
Welche Rolle spielen dabei digitale und menschliche Vernetzung?
Ich muss sagen, dass Corporate Banking für mich nach wie vor ein People Business ist. Viele der Finanzprodukte und -lösungen, die wir benötigen, sind kundenspezifisch und maßgeschneidert. Hier ist der Austausch mit dem Relationship-Manager der Bank essentiell. Standardprodukte oder Backoffice-Funktionen können dagegen mit Sicherheit zunehmend digitalisiert und automatisiert werden, das ist klar. Auch Banken benötigen eine effiziente Kostenbasis. Wir als Corporate-Kunde leben aber davon, dass wir einen direkten persönlichen Kontakt zu unseren Ansprechpartnern bei der Helaba haben. Das ist wichtig für das Teamwork – und den Erfolg eines Projekts.
Was steht als nächster Punkt auf der „Teamwork-Agenda“?
Die Helaba und wir reden schon wieder über gemeinsame Projekte, so viel kann ich sagen. Und ich denke, uns werden die Ideen auch in Zukunft nicht ausgehen. Insofern freue ich mich, dass wir unsere vertrauensvolle und von gegenseitiger Wertschätzung geprägte Geschäftsbeziehung fortsetzen.
„Corporate Banking ist für mich nach wie vor ein People's Business.“
Ralf Peter Gierig
Deputy CFO ProSiebenSat.1 Group
Vertrauen ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für erfolgreiches Teamwork. Dass zwischen der ProSiebenSat.1 Media SE und der Helaba die Chemie stimmt, liegt an den Menschen, die auf beiden Seiten kompetent, zielführend und immer verlässlich interagieren. Beide Kooperationspartner haben dieselbe Vorstellung von verbindlicher Kommunikation und einer für Kunde und Bank gedeihlichen Zusammenarbeit.
Diese Zusammenarbeit begann vor knapp fünf Jahren nach dem Ausstieg der Finanzinvestoren KKR und Permira und intensivierte sich nach dem zügigen Start vor allem in den Feldern Devisen- und Zinssicherung, gefolgt von sichtbaren Commitments in Finanzierung und Kapitalmarkt; im Dezember 2016 begleitete die Helaba als Joint Lead Arranger die ProSiebenSat.1 Media SE mit einer 500 Mio. € Emission erstmals an den Schuldscheinmarkt. Perspektivisch gibt es weitere ausbaufähige Aktivitäten.