Auf den Strommasten, die auf den verschneiten Hügeln einige Kilometer außerhalb von Aschach an der Donau stehen, ist heute Bewegung. Gut gesicherte Männer klettern an den 40, 50 Meter hohen Stahlbauten hinauf, postieren sich direkt an der Spitze. Dann wird es plötzlich laut. Aus der Ferne erfüllt ein Knattern die Luft. Ein knallroter Hubschrauber fliegt heran. Er zieht ein endlos wirkendes gelbes Seil hinter sich her, das er jeweils so über den Masten platziert, dass die Arbeiter es packen und in große Stahlrollen einfädeln können. In den kommenden Tagen wird das zwei Zentimeter dicke Kunststofftau dafür benutzt, die Stromleitungen aus Stahl an den richtigen Platz zu ziehen.
Das minutiös geplante Schauspiel ist ein wichtiger Meilenstein des Projekts „Donauschiene“. Der Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid AG (APG) baut hier in Oberösterreich eine 110 Kilometer lange Hochspannungsleitung zwischen den Gemeinden St. Peter am Hart und Ernsthofen. Die Leitung nimmt Energie aus dem Donaukraftwerk Aschach auf und speist diese über Umspannwerke in das Verteilernetz in Oberösterreich ein. So werden rund 250.000 Menschen sowie 50.000 kleine und große Unternehmen mit Strom versorgt. „Nach fast 80 Jahren war die alte Leitung nicht mehr auf dem Stand der Technik. Wir haben uns entschieden, sie durch eine neue, moderne Anlage zu ersetzen. Diese hat eine höhere Leistungsfähigkeit und verbessert die Versorgungssicherheit“, sagt Gerhard Christiner, Technischer Vorstandsdirektor der APG. Ein Vorteil dabei ist, dass die Masten auf der alten Trasse gebaut werden können und sich damit kaum Auswirkungen auf das Landschaftsbild ergeben, ergänzt er.
Gleichzeitig erfolgt der Bau im laufenden Betrieb, sodass der Stromfluss zu keinem Zeitpunkt unterbrochen wird. Die neue Leitung wird aus beständigeren Materialien und mit einem besseren Wirkungsgrad konstruiert und sorgt so für mehr Versorgungssicherheit, Netzstabilität und Effizienz. Die Netzverluste werden um rund 70 Prozent reduziert und die erneuerbaren Energien können besser in das System integriert werden. 2021 soll das Projekt fertiggestellt sein.
„Mit dem grünen Schuldschein legen wir das Hauptaugenmerk auf die Nachhaltigkeit des finanzierten Projekts – und das passt hervorragend zu unserer Firmenkultur.“
Dr. Peter Kollmann,
CFO Verbund AG
lang ist die Hochspannungsleitung, die die Verbund AG im Projekt Donauschiene erneuert.
Für das besondere Projekt hat die Verbund AG – die Muttergesellschaft der APG – auch eine besondere Finanzierung ausgewählt: einen „grünen“ Schuldschein in Höhe von 100 Mio. Euro, der zehn Jahre läuft und – das ist die eigentliche Revolution – erstmals über eine digitale Plattform abgewickelt wird.
Der Schuldschein ist für einen nachhaltigen Verwendungszweck ausgeschrieben, der von speziellen Rating-Agenturen testiert wird. „Die Investitionsmaßnahme wird eingehend geprüft, bevor sie ein Nachhaltigkeits-Testat erhält und sich damit für eine Finanzierung durch einen grünen Schuldschein qualifiziert“, sagt Klaus Schuler, Leiter Corporate Banking bei der Helaba. „Wir haben viele vor allem institutionelle Investoren, die in ihren Anlagerichtlinien einen bestimmten Prozentsatz nachhaltiger Investments festgeschrieben haben. Für sie können wir mit einem solchen Schuldschein ein geeignetes Produkt anbieten.“ Nicht zu vernachlässigen sei auch der Imagegewinn für Emittent und Investoren, sagt der Manager.
Die Verbund AG, Österreichs größtes Unternehmen, das noch zu 51 Prozent in Staatsbesitz ist und eine Marktkapitalisierung von rund 15 Mrd. Euro hat, versteht sich schon lange als grün. Der Energieversorger arbeitet vor allem mit Wasserkraft. „Wir sind ein nachhaltiges Technologie-Unternehmen“, sagt Dr. Peter Kollmann, der im Jahr 2014 die erste grüne Anleihe im deutschsprachigen Raum – den Green Bond – auf den Markt brachte. Der Finanzvorstand der Verbund AG zeigt sich begeistert von der wiederholten Zusammenarbeit mit der Helaba. „Die Helaba hat ein verlässliches, schnelles Team, mit dem wir seit vielen Jahren gerne zusammenarbeiten“, und er führt aus: „Sie kommen immer wieder mit neuen, maßgeschneiderten Ideen: Dass der Schuldschein grün ist, betont natürlich die Nachhaltigkeit des finanzierten Projekts. Dass er aber durch die digitale Abwicklung einen Meilenstein am Kapitalmarkt bedeutet, unterstreicht unsere Digitalisierungsstrategie.“
„Viele Investoren haben in ihren Anlagerichtlinien einen bestimmten Prozentsatz nachhaltiger Investments festgeschrieben.“
Klaus Schuler,
Leiter Corporate Banking Helaba
Gemeinwohl zu fördern und die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen ist für uns eine unternehmerische Verpflichtung.
Kollmann sieht aber auch weitere Vorteile, zum Beispiel konnte die Verbund AG ihre Investorenbasis entscheidend verbreitern. Dass es mit der Helaba dabei nur eine einzige Ansprechpartnerin gibt, vereinfacht die Abwicklung deutlich. Gleichzeitig kann er auf eine extrem günstige Liquidität zurückgreifen. Das bestätigt auch Klaus Schuler: „Durch die Platzierung bei Sparkassen profitiert der Schuldschein indirekt von der exzellenten Refinanzierungsbasis, über die der Sparkassensektor durch seine führende Marktposition im Geschäft mit Privatkundinnen und -kunden verfügt.“ Im Gegenzug haben Sparkassen die Chance, an größeren Projekten zu partizipieren. Das wiederum ist ein wichtiger Punkt für die Helaba, betont Schuler: „Über Schuldscheine können wir Sparkassen mit einem Kreditgeschäft versorgen, an das sie aufgrund ihrer begrenzten Marktgebiete normalerweise nicht herankommen würden. Damit erfüllen wir als Landesbank einen wichtigen Teil unserer Aufgabenstellung innerhalb der Sparkassenorganisation.“