Das japanische Wirtschaftswachstum dürfte in 2019 bei rund 1% liegen und damit weiterhin auf dem Potenzialpfad. Die ohnehin hohe Volatilität der Quartalsraten wird durch den Sondereffekt der Mehrwertsteueranpassung einmal mehr gesteigert. Im Vorfeld dieser für Oktober 2019 avisierten Maßnahme, die den Regelsteuersatz um zwei Prozentpunkte auf 10% anhebt, dürfte es zu erheblichen Vorzieheffekten der privaten Verbraucher kommen und im Nachklang zu einer Konsumflaute.
Um diese Nachfrageverzerrung abzumildern und einen gesamtwirtschaftlichen Einbruch zu verhindern, soll der aktuelle Steuersatz von 8% für Waren des täglichen Bedarfs beibehalten werden. Darüber hinaus sind Subventionen z. B. im Einzelhandel angedacht, da der private Konsum die weitaus wichtigste Komponente des Bruttoinlandsproduktes darstellt. Unterstützt vom positiven Konjunktureffekt durch die Olympischen Spiele in Tokio ist dann für 2020 keine Rezession zu erwarten, sondern lediglich eine Wachstumsabschwächung auf 0,3%.
Japan ist mit dem Grundproblem einer sehr hohen Staatsverschuldung konfrontiert – und das unter dem Druck einer alternden Gesellschaft: Der staatliche Schuldenberg beträgt mittlerweile mehr als 220% des BIP. Die kostenintensiven Vorbereitungen für Olympia belasten hier obendrein, ebenso wie die fiskalpolitischen Stützungsmaßnahmen. Die zusätzlichen Staatseinnahmen durch die Mehrwertsteuererhöhung dienen zur Finanzierung der steigenden Renten-, Gesundheits- und Pflegekosten. So bleibt die Sanierung der Staatsfinanzen auf absehbare Zeit schwierig.
Eine weitere Herausforderung sind Naturkatastrophen, von denen Japan unlängst in hohem Maße heimgesucht wurde und deren Schäden nun mit zusätzlichen staatlichen Mitteln beseitigt werden. Darüber hinaus ist Japan als exportorientierte Volkswirtschaft mit schwacher Binnenwirtschaft besonders vom sich weltweit ausweitenden Protektionismus betroffen.
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