In vielen deutschen Regionen herrscht Vollbeschäftigung. Für manche Unternehmen ist der Fachkräftemangel das größte Wachstumshemmnis, für andere sogar schon ein Geschäftsrisiko. Bei Tarifverhandlungen sitzen die Arbeitnehmer am längeren Hebel und die Abschlüsse fallen entsprechend höher aus.
Die gute Beschäftigungsentwicklung in den letzten zehn Jahren mag auch durch Arbeitsmarktreformen, die boomende Weltkonjunktur und die starke Binnennachfrage begünstigt worden sein. Der Blick in die einzelnen Branchen lehrt aber, dass der strukturelle Wandel hin zur Dienstleistungsgesellschaft ein wesentlicher Treiber war. Die Beschäftigung in den Dienstleistungsbereichen ist in Deutschland seit 2008 um 21% gestiegen, während es insgesamt „nur“ 16% waren. Aber nicht alle Dienstleistungsbranchen bauten seit der Finanzkrise Arbeitsplätze auf, und nicht alle Branchen des Produzierenden Gewerbes zeigten eine verhaltene Dynamik. Outperformer war hier vor allem der Bau. Bei den Dienstleistungen fiel der Anstieg bei „Information / Kommunikation“ besonders stark aus.
Offensichtlich ist die hohe Dynamik im Bausektor. Dies zeigt sich vor allem in den Städten. Der Bedarf an Wohnungen ist aufgrund der steigenden Bevölkerung und seit Jahren zu geringer Neubautätigkeit gigantisch. Niedrige Zinsen und eine gute Beschäftigung tun das Übrige. Im Bundesdurchschnitt nahm die Zahl der Beschäftigten in der Bauwirtschaft seit 2008 um 15% zu, in Frankfurt beispielsweise waren es sogar 25%. Dieser Anstieg macht deutlich, dass in einer Zeit, in der alle vom Strukturwandel hin zu mehr Dienstleistungen und Automatisierung sprechen, auch sehr handfeste Branchen des Produzierenden Gewerbes als Wachstums- bzw. Jobmotor dienen können.
Beim Sektor „Information / Kommunikation“ kommt hingegen die Hinwendung zu Dienstleistungen voll zum Tragen. Entgegen der Untergangsprophezeiungen führt hier die Digitalisierung zu mehr Jobs. In den letzten zehn Jahren hat kein anderer Sektor eine solch hohe Jobdynamik aufweisen können. In Deutschland insgesamt kam es seit 2008 zu einem Anstieg um 24%. Noch dynamischer war die Entwicklung in der Bankenmetropole Frankfurt mit einem Plus von 33%. Dies bestätigt, dass die Schätzungen zur Substituierbarkeit von Jobs meist nur Einsparungen berücksichtigen, aber positive Beschäftigungseffekte vernachlässigen.
Für Erleichterung könnte auch ein Blick in die Geschichte sorgen – denn Strukturwandel gab es schon immer. Die Digitalisierung ist eine besondere Ausprägung davon. Die Welt ändert sich dadurch – zweifelsohne. Es wird Gewinner und Verlierer geben. In der Summe widerlegen aber die Daten die Prognosen der Untergangspropheten. Aggregiert ist die Digitalisierung kein Jobkiller, sondern sie scheint vielmehr ein Jobwunder zu schaffen. Dies war übrigens bei jeder technologischen Revolution in der Geschichte der Fall.
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